Ein neues Mitglied …….

Ein neues Mitglied …….

erscheint ja leider nicht so oft, wie derzeit sicher gewünscht, hin und wieder aber doch.
Und die Begrüßung/Einführung ist eigentlich immer die Gleiche.

Obligatorische Weihung durch unseren Snookerpopen und Geschäftsführer Matthias “Ich spiele gern, auch wenn ich schlecht spiele” Helf.
Ein kurzes aber unvermeidliches Kollogium über die Satzung des Vereins, ein paar Bemerkungen zum Spielbetrieb, gefolgt von einer 1-stündigen Einweisung, wie mit dem Spielmaterial umzugehen ist.
Danach Einlaß in den Chat durch den Vorsitzenden der Snookertafel Mirko Bernhardt, wo sich der Novize/die Novizin vorstellen kann, darf und soll und sicher später feststellen muss, das es sich hier thematisch nicht nur um Snooker dreht.

Nun steht vor ein paar Wochen ein junger Mann mit seinem Vater in unseren ehrwürdigen Hallen, der entgegen seinem zurückhaltendem Wesen in Verbindung mit seinem ebensolchen zurückhaltenden Alter den Eindruck erweckt, dem Snookerspiel recht unbedarft gegenüber zu stehen und eher als Anfänger, denn als Alter Hase eingestuft werden möchte.
Dem aber weit gefehlt, wie ich dann im Gespräch mit Georgr (so sein Name) und seinem Vater erfahre.

Nachdem meine Augenbrauen wieder ihren Weg vom Schädelscheitelpunkt zurück zu ihrem angestammten Platz gefunden haben, entscheiden Matthes und ich, das solch ein Talent besonders vorgestellt werden muss.
Und ich nehme mich der Aufgabe hiermit gerne an.

Georgr Petrunko, so der volle Name des symphatischen junges Mannes, spielt nicht nur mit unseren Clubkameraden Ismail Türker und Lukas Kleckers in der Bundesliga, er hat auch für sein Alter schon eine erstaunliche Erfolgsliste aufzuweisen. Und so einige ich mich mit ihm darauf, ihn mit 10 Fragen “zu löchern” und sich quasi mit eigenen Worten vorzustellen.

Hier also das Q&A:

Wie hast Du mit dem Snooker angefangen und was hat Dich an diesem Sport fasziniert?

Ich bin seit meiner Kindheit ein Sportfan, ich habe Sportarten wie Snooker, Biathlon und Radfahren im Fernsehen geschaut, aber Snooker liebte ich über alles und ich bat meine Eltern, mich zum Snookertraining mitzunehmen, da war ich 6 Jahre alt zu der Zeit.

Mit gerade einmal 16 Jahren spielst du bereits in der deutschen Bundesliga. Wie war diese Erfahrung bisher für Dich?

Ich bin sehr glücklich, die Möglichkeit zu haben, in der Ersten Deutschen Bundesliga zu spielen. Ich habe noch nie zuvor an einem Wettbewerb dieses Formats teilgenommen, bei dem man nicht alleine, sondern für eine Mannschaft spielt. Ich hatte das Glück, dazu eingeladen zu werden vom Oberhausener Team, da es sehr starke Spieler und eine coole Atmosphäre gibt.

Was war für Dich bisher die größte Herausforderung in Deiner Snooker-Karriere und wie hast Du sie überwunden?

Für mich war die größte Herausforderung in meiner Karriere die Möglichkeit, mit einem Trainer zu trainieren und Trainings und internationale Turniere zu finanzieren. Als ich in Kiew lebte, war mein Traum, einen eigenen Tisch drinnen zu haben, mein Vater konnte dies im Jahr 2022 organisieren , aber leider brach einen Monat später der Krieg aus und wir zogen von der Ukraine nach Europa. Der ukrainische Verband hat mir nie das Training mit Trainern und Reisen zu internationalen Turnieren gesponsert, ich habe Dutzende Turniere auf Kosten meiner Familie gespielt, was ziemlich teuer ist und ich würde gerne einen Sponsor finden, der mir vor allem meine Trainings mit einem Trainer finanziell unterstützt.

Was sind Deine größten Einflüsse und wer sind Deine größten Vorbilder im Snooker und wie haben sie Dein Spiel beeinflusst?

Mark Selby war für mich im Snooker immer ein Vorbild, er ist der taktvollste und zurückhaltendste Spieler, er verfügt über eine hervorragende Technik und ein hervorragendes Timing beim Stoß.

Wie sieht dein Trainingsalltag aus und wie bringst Du das Training mit der Schule und anderen Verpflichtungen in Einklang?

Als ich anfing zu spielen, trainierte ich 1-2 Mal pro Woche und steigerte mit der Zeit die Anzahl der Trainingseinheiten. Ich ging bis zur 3. Klasse zur Schule und wechselte dann zum Heimunterricht, was in der Ukraine möglich ist. Das hat mir geholfen, noch öfter zu trainieren. Derzeit versuche ich 5-6 Tage die Woche zu trainieren, je nachdem ob ich am Wochenende ein Turnier habe oder nicht. Ich besuche meinen Trainer Gery De Mol sehr selten, einmal alle 2 Monate, was sicherlich nicht ausreicht, Aber ohne einen Sponsor kann ich es mir nicht leisten, öfter mit ihm zu trainieren.

An welchen bedeutenden Turnieren hast Du teilgenommen und was waren einige Deiner denkwürdigsten Momente?

Mein erstes Turnier im Ausland fand im Herbst 2016 in Moldawien statt.
Ich konnte sogar ein Spiel in der Gruppenphase gewinnen. Bei den großen Turnieren war meine erste Erfahrung die U18- und U21-Europameisterschaft 2017 auf Zypern , sowie die U18-Weltmeisterschaft in St. Petersburg, wo ich 1 Frame vom Profispieler Dylan Emery aus Wales gewann.
Ich nahm 6 Mal an der Junioren-Europameisterschaft sowie 2 Mal an der Junioren-Weltmeisterschaft teil. Für die Zukunft habe ich vor, einen Sponsor zu finden und weiterhin an solchen großen Turnieren teilzunehmen.

Wie gehst Du mit dem Druck während des Spiels um, insbesondere auf einem so wettbewerbsintensiven Niveau?

Seelenfrieden kommt mit Erfahrung. Ich habe in meiner Karriere mehr als 300 Turniere gespielt, der Moment ist gekommen, in dem ich reifer geworden bin und erkannt habe, dass es keinen Sinn hat, meine Kraft und Nerven für das Spiel zu verschwenden. Wenn ich spiele, spiele ich einfach weiter meinen Stil, ohne irgendwelche überflüssigen Gedanken in meinem Kopf. Die Meinung anderer über mein Spiel und das Hauptziel ist mir absolut egal. Was ich möchte, ist einfach Spaß am Spielen zu haben und dankbar für die Gelegenheit zu sein.

Welche Fähigkeiten sind Deiner Meinung nach für den Erfolg im Snooker am wichtigsten und wie arbeitest Du daran, sie zu entwickeln?

Ich denke, das Wichtigste beim Snooker ist, wie bei jeder anderen Aktivität auch, Vertrauen in die eigenen Entscheidungen und Ruhe. Es gibt ziemlich viele Snookerspieler auf der Welt, die jahrelang trainieren, absolut jeder hat eine andere Technik und einen anderen Stil zu spielen, und sie haben bereits genug Erfahrung im Spiel, aber nur die Stärksten gewinnen Spiele. Es kommt auf den psychologischen Zustand und die Stimmung für das Spiel an.


Was sind mit Blick auf die Zukunft Ihre langfristigen Ziele im Snooker? Wo sehen Sie sich in fünf oder zehn Jahren?

Mein Hauptziel beim Snooker ist es, mein Spiel zu verbessern, mehr 100+ Breaks und qualitativ hochwertige Stöße zu machen. Wenn ich alles richtig mache, werden sich mit der Zeit große Siege einstellen.

Wenn Du anderen jungen Spielern, die gerade mit dem Snooker beginnen, einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

Mein Rat an Anfänger ist, so viel wie möglich zu trainieren, Sparrings mit stärkeren Gegnern als sie selbst zu spielen und an Turnieren teilzunehmen. Besucht natürlich einen erfahrenen Trainer. Und das Wichtigste: Genießt einfach Snooker.

Ein herzliches Dankeschön an Georgr für diese Einblicke und Antworten.
Er hat natürlich aus dem Fundus seiner eigenen Aufnahmen ein paar Bilder beigesteuert, die wir der geneigten Leserschaft auf keinen Fall vorenthalten wollen …….

Mein erstes Zusammentreffen mit Snooker, 11.05.2014. Mit Sergiy Isayenko, meinem ersten Trainer und mehrfachen ukrainischen Meister.

Erstes Turnier, das ich gespielt habe, Dezember 2014

Training für meine erste U18/21-Europameisterschaft 2017 in Zypern

Bei der Weltmeisterschaft 2017 in St. Petersburg, Russland, spielte ich gegen Dylan Emery aus Wales und gewann 1 Frame (bis zu diesem Jahr war er Profispieler, heute ist er einer der stärksten Amateurspieler).

Gewinn des Kiew Open U18 Cups 2018

Mein erster Platz beim U18-Grand-Prix von Deutschland 2022 in Koblenz.

Nicht unerwähnt, und Georgr hat es mir quasi in den digitalen Stenoblock diktiert, sollen hier seine Breaks sein, die ich gerne aufzähle:
Höchstes Turnierbreak: 117
Höchstes Trainingsbreak: 129

Wer den Zeilen und Bildern bis hier gefolgt ist, hat möglicherweise den Eindruck gewonnen, der Weg zur Spitze sei mit Rechnungen gepflastert. Und der Eindruck täuscht keineswegs.
Snooker ist nach wie vor eine Sportart, die leider weit unter dem Radar der sportlichen Berichterstattung fliegt und auschließlich bei Eurosport zelebriert wird, leider.

Deshalb wiederhole ich gern die Gedanken des jungen Spitzenspielers in Sachen Sponsoring.
Wer also Interesse hat evtl. mit dem ein oder anderen Euro einen nach wie vor weiter aufstrebenden jungen Spieler mit einem Höchstmaß an Potential zu sponsern, der kann direkt mit uns Verbindung aufnehmen, wir stellen dann gerne den Kontakt her.

Ich glaube, nach Lesen dieser Zeilen ist klar, warum die Begrüßung dieses Spielers nicht nur nach den alten Clubmeriten stattfinden konnte.

In diesem Sinne, Ihr/Euer freundlicher Nachbarschaftschronist…..


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