Et iss noch immer joot jejangen…..
Ich leihe mir mal quasi als Einstieg das Lebensmotto, das einen gebürtigen Kölner eigentlich von der Wiege bis zur Bahre begleitet, Mut macht und über manche Unzulänglichkeit des rheinischen Lebens, ob nun linksseitig oder rechtsseitig hinwegzutäuschen versucht.
Et iss noch immer joot jejange, schoss es mir also am Sonntagmorgen durch den Kopf, als mir erschreckend deutlich klar wurde, wohin unsere 1. Mannschaft an dem Morgen reisen musste.
Köln! Für den einen nichts anderes als WDR mit Stadt drumherum, für andere eine Ansammlung verlassener Dombauhütten, die ca. 200 Jahre nach Baubeginn den eigentlichen Grundstein für Köln legten.
Beide Lager mögen recht haben, mir bereitete etwas anderes Kopfzerbrechen. Die Jahreszeit.
Die Rheinländer und insbesondere die Kölner / die Kölnerinnen (um das Gendern nicht zu vergessen!!!) kennen derer nämlich 5.
Also nicht nur die 4, die auch wir im Ruhrgebiet kennen und in den Anfängen des Kohlebergbaus nur an „shades of grey“ unterscheiden und erkennen konnten, nein, es bedarf für die Kölner einer weiteren Jahreszeit um das ganze Rund zu machen.
Man ahnt es, Karneval, Fastelooven (ich weiß gar nicht wie man das schreibt ???)
Und so war klar, das wir unsere Mannschaft zu dieser Jahreszeit in höchst schwieriges Terrain schicken würden, das man im Zweifelsfall nur mit Nerven aus armdicken Drahtseilen überstehen konnte.
Wir rüsteten daher die Mannschaft expeditions-mäßig auf. Ein-Mann-Pakete für die notwendigste Verpflegung, Klappspaten, Zelt und Schlafsäcke und nicht zuletzt einen alten Telegrafenkasten aus Buchenholz, der schon im 1. Weltkrieg gute Dienste geleistet haben soll und mit dem auch im schwierigsten Fall die Kommunikation aufrecht erhalten werden kann.
Es ist ja allseits bekannt, das die Kölner Infrastruktur beginnend mit dem 11.11. des Vorjahres spätestens bis Anfang Februar einen Status erreicht, bei dem „kapott“ noch geschönt wäre.
Daher, um den Kontakt zu sichern, im Zweifelsfall, das Morsealphabet.
Alfred, der Mannschaftskapitän, schwor vor der Abfahrt nach dem letzten Match umgehend Bericht zu erstatten.
Und so sitze ich gegen 14 Uhr im Vereinsheim in Essen. Vor mir, sauber, aber illegal mit der Telefonleitung verdrahtet, der kleine Telegrafenkasten, quasi der Zwilling des Kastens der nun in Köln weilte.
Die Bürolampe erhält die Szenerie nur mühsam, der Staub, der sich dank nicht putzender Mitglieder auf dem Schreibtisch abgesetzt hatte, wird nun, durch die Hitzeentwicklung einer 40-Watt Glühbirne aufgewirbelt um dann im Schatten abzukühlen und wieder nach unten zu fallen. Nur um dort wieder vom Lichtkegel erfasst zu werden und die Rundreise auf ein neues zu beginnen.
Ich blicke auf den geöffneten Telegrafenkasten und warte darauf, das der kleine Kupferhebel, mit dem die Morsezeichen gesendet, aber auch empfangen werden sein Werk beginnt ……… die Uhr tickt ….. die Zeit vergeht ……..
„Da daa daa da da daa dada daa“……
Ich schrecke auf und bin sofort hellwach. Die Mannschaft meldet sich.
Ich greife zu Papier und Bleistift und werfe Buchstaben um Buchstaben auf das Blatt.
Und als die Flut von Punkten und Strichen endet, lese ich folgenden Bericht von der Snookerfront:
Es wurde wieder ernst für den 1. SC Essen. Die erste Mannschaft machte sich voller Hoffnung auf den Weg nach Köln, um sich dort mit dem Kölner Snookerclub zu messen.
Nach der Hinrunde, die souverän mit 4:0 beendet wurde, wobei alle Spiele ohne Frameverlust gewonnen werden konnten, durfte man durchaus die Hoffnung hegen, das die Rückrunde kein unüberwindliches Problem darstellen würde.
Die Kölner strotzen dann aber doch mit einer gehörigen Portion Wehrhaftigkeit und erkämpfen sich 1 Match und 2 Frames.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Wolfgang 2:0 und 2:1
Torben 2:0 und 1:2
Maik 2:0 und 2:0, wobei er das zweite Match wegen defekter Pomeranze mit einem Hausqueue bewältigen musste.
Alfred 2:0 und 2:1
Ein durchwachsener Spieltag, der aber letztendlich mit einem klaren 7:1 Sieg beendet werden
Hier bricht die Verbindung leider ab, aber ich habe bis hierher genug gelesen. Mannschaft im karnevalistischen Outback erfolgreich, ein Umstand der natürlich schnellstmöglich an alle Vereinsmitglieder weitergegeben werden muss.
Was ich hiermit, wenn auch 1 Tag später gerne tue.
Die Mannschaft erreichte übrigens dann auch unbehelligt und ohne Verluste wieder heimisches Terrain.
Klappspaten, Ein-Mann-Pakete, Zelte und Schlafsäcke wurden wieder eingesammelt und die Telegrafenkästen……. die wurden sicher weggeschlossen. Denn irgendwann geht es nochmal nach Köln, in der fünften Jahreszeit…….und dann ist die Infrastruktur wieder…….
In diesem Sinne……