Bericht: Vierter Spieltag in der Verbandsliga

26. Oktober 2014
Moerser SC – 1. SC Essen 4:4

„Hätte, wenn und aber, alles nur blödes Gelaber“ (Hermann Gerland)

„Verdammt nochmal, wir haben nicht gewonnen“ oder „Ein Glück, weiter ungeschlagen“ oder „Geiles Match, das Unentschieden ist absolut ok“ – irgendwo dazwischen waren unsere ersten Reaktionen nach dem Spitzenspiel der Verbandsliga in Moers. Was soll man jetzt also davon halten? In der ersten Runde hatten wir in allen Partien Matchbälle, wir hätten also zur Pause auch gut und gerne 4:0 führen können – am Ende rettet uns der Kai beim Stande von 3:4 und 1:1 im Decider das Unentschieden, wir hätten also auch ebenso gut als Verlierer vom Platz gehen können. Der Stadtschreiber indes hat sich mit etwas Abstand dazu entschieden, das alles äußerst positiv zu sehen, damit ihr euren Enkeln am Lagerfeuer auch was Erbauliches zu erzählen habt …

Zunächst mal der Keulenschlag am Freitag, der Captain fällt für Sonntag aus! Also wieder mal Personalrotation im Team, wir sind noch nie zweimal mit der gleichen Mannschaft angetreten – zu viele Verletzte, zu viele Termine, zu hoch die psychischen und mentalen Belastungen aus Snooker, Job, Familie, Freundeskreis, Darts gucken und sonstigem, als dass bei uns so etwas wie Kontinuität hätte Einzug halten können. Xuzhao wird kurzfristig nachnominiert, der Captain und der Stadtschreiber tüfteln nächtelang in Geheimtreffen an der bestmöglichen Aufstellung gegen einen Gegner, der von der Papierform her bereits mächtig Eindruck macht: klare Aufstiegsambitionen, letztes Jahr Dritter, diese Jahr alles wechgehauen bis jetzt, und mit Michael D. einen Halbfinalisten der diesjährigen NRW-Landesmeisterschaften im Kader. Holladiewaldfee…

Trotz Zeitumstellung trudeln wir am Sonntag pünktlich um zehnvorelf in Moers ein, alle Einteiler passen diesmal in die Mittelklasselimousine des Stadtschreibers, Ismail und Xuzhao machen gute Miene zum Metalgeklotze auf der Fahrt an zwei Radarfallen vorbei die A40 entlang zum Niederrhein, Kai fährt selbst bzw. steht fast eine Stunde im Stau auf der 57 – egal, um 1200 sind wir vollständig am Start. Ein netter Laden, richtig angenehme Atmosphäre, gutes Material, Großflächenplakate, die unser Spiel an allen Straßenlaternen in Moers ankündigen – und sogar vereinzelte Zuschauer bilden einen würdigen Rahmen für ein Spitzenspiel, das auch eins werden sollte!

In der ersten Runde besorgt zunächst mal der Stadtschreiber die frühe Führung für uns, indem er sich gegen seinen Gegner ohne Frameverlust durchsetzen kann, immer mit einem Auge auf Ismail schielend, von dessen Tisch irgendwann eine beruhigend monotone Stimme Punkte jenseits der 20, jenseits der 30 und dann sogar jenseits der 40 hochzählt – dummerweise zählt da Ismail selbst und legt immer wieder farbige Kugeln auf die Spots, der Michael D. macht die hohen Breaks und Ismail das Leben schwer! Egal, Ismail holt sich den Decider und wir führen fast schon traditionell mit 2:0. Xuzhao ist im dritten Frame und hat Matchball auf Schwarz: schwieriger Longpot, fast zweifuffzich Distanz auf dem Platz, dazu schwerer Winkel, Schwarz klappert, läuft raus und der Gegner netzt zum Anschlusstreffer ein. Kai ist bei 1:0 am Tisch, das Bild lässt uns alle hoffen, er versenkt sicher Blau lang und hat Pink zum Matchgewinn auf Mitteltasche – ja, und hätte er den gesenkt, würden wir 3:1 geführt haben, in der wirklichen Welt aber läuft die Rosane knapp auf den kurzen Pfosten und Moers holt sich mit finalen 13 Punkten den Ausgleich. Im Decider pottet Kai prompt die ersten Bälle weg, splittet wunderbar die Roten und geht dann mit 9 Punkten bedröppelt vom Tisch – Karl W. spielt das offene Blatt sicher runter und mit einer bärenstarken 56 gar das Tages-HighBreak zum Pausentee. 2:2, sehr knappes Dingen, wir diskutieren bei mehreren Zigaretten die weitere Taktik und sind uns irgendwann einig: ab jetzt sicher potten und gut stellen, dann sollte hier was gehen!

In der zweiten Runde geht Ismail endlich mal wieder vorne weg und gewinnt auch sein zweites Match mit 2:1, härter als gedacht, aber letztlich ungefährdet führen wir 3:2. Der Stadtschreiber zwingt den Michael D. mit einer eher glücklich zustande gekommenen 33er-Clearence im zweiten Frame in den Decider, in dem dieser aber mit einer starken 30 zum Start und einer nachgelegten 24 überhaupt keinen Zweifel am Ausgang diese Matches aufkommen lässt – über 60 Punkte hinten streckt der Stadtschreiber kurz darauf bei noch drei Roten auf dem Tisch die Waffen, wieder Ausgleich, 3:3. Xuzhao verzweifelt irgendwann gegen den Tageshighbreaker an seinem Schicksal und dem Lauf der Bälle, gefühltes Pech und objektives Glück lassen sich hier nicht mehr trennscharf auseinander halten, hätten wir ein bisschen weniger vom ersten und ein bisschen mehr vom zweiten gehabt, ja dann wäre auch hier ein Sieg drin gewesen, so aber stehen wir plötzlich bei 3:4 mit dem Rücken zur Wand und Kai vor der Aufgabe, uns ein Remis zu retten. Wieder geht es über die volle Distanz, den Framerückstand egalisiert der Garbang postwendend und dreht im letzten Frame des Tages peu a peu auf Sieg: aus 18:21 macht er heimlich still und leise ein 38:22, eine Rote und die Farben noch auf dem Platz, Kai fährt taktisch, überlegt und erfolgreich seine Punkte ein und sichert uns auf Braun das Unentschieden!

Ein spannendes und sportlich ansprechendes Spitzenspiel gipfelt also in einem gerechten Unentschieden, 6 von 8 Partien gingen über die volle Distanz, 5 Breaks über 30 und eine 56 zeugen von durchaus gehobenem Verbandsliga-Niveau, so dass wir uns alle echt aufs Rückspiel freuen! Wir gewinnen halt auch nicht jedes Spiel, bleiben aber als Aufsteiger gegen den wohl stärksten Gegner weiter ungeschlagen und haben 3 Punkte vor auf den Tabellendritten und gar 7 Punkte Polster zu den Abstiegsrängen. Der Gegner hatte mehr und höhere Breaks, wir Kampfgeist und Matchplay – wenn wir also aufsteigen wollen würden, hätten wir wohl an den Framewinnern zu arbeiten. Aber das Thema besprechen wir in aller Ruhe nach der Hinrunde, wenn wir Wuppertal und unseren ebenfalls starken Mitaufsteigern aus Oberhausen auf den Zahn gefühlt haben…

Die nächsten Wochen bringen uns erstmal am 01. November ein braunes GST-Turnier an der Münchener Straße in Essen, bei dem Ismail vielleicht mal wieder die Gruppenphase überstehen sollte, und dann das nächste Auswärtsspiel am 09.11. in Wuppertal…

Und dann melden wir uns wieder, an diesem Ort, an dieser Stelle 😉

Volker

Diesen Beitrag teilen