Bericht: 9. Spieltag der Verbandsliga
31. Januar 2015 LIGA
Kölner SC 4 – 1. SC Essen 1:7
„Ey, aber wie ein Tabellenletzter habt ihr echt nicht gespielt!“
Wie oft haben wir diesen doofen Spruch schon selbst hören müssen, wie oft haben wir mit der Faust in der Tasche gelächelt und wie oft hätten wir, mal kurz eine schlechtere Friedenserziehung im eigenen Elternhaus angenommen, dem Urheber ob dieser Arroganz und geheucheltem Mitgefühl die Fresse polieren können! Aber jetzt, wieder im Pott und aus sicherer Entfernung, kann man das ja auch mal umdrehen: wir haben zwar Siebeneins gewonnen, aber souverän war das nicht, und man kann an die Adresse der Vierten des ortsansässigen Karnevalsvereins durchaus mal lobend feststellen: „Ey, aber wie ein Tabellenletzter habt ihr echt nicht gespielt!“
Das Snookerwochenende startet Samstag für die Hälfte von uns erstmal mit GST in Oberhausen: Mirko spielt sich endgültig in der nationalen Elite fest, indem er erneut das Viertelfinale erreicht und seinen Erstlingserfolg von letzter Woche eindrucksvoll bestätigt. Und der Rest is mal wieder nich Fisch nich Fleisch: Ismail verliert im Viertelfinale, der Stadtschreiber im Achtelfinale und Kai scheitert bereits in der Gruppe gegen zwei spätere Halbfinalisten. Zum braunen Turnier am Sonntag lagen bei Redaktionsschluss noch keine Ergebnisse vor.
Zur Auswärtsfahrt nach Köln starten wir erneut mit einem schweren Handicap, denn – der geneigte Leser ahnt es schon – wir müssen die Startvier umbauen: unsere Nummer Eins und unsere Nummer Zwei sind heute beide nicht an Bord, Ismail hat frei wegen Bielefeld, Dennis liegt in Essig, also machen sich Micha, Xuzhao und der Stadtschreiber von Essen aus auf den Weg, Kai kommt direkt nach Köln. Neuntes Spiel, neunte Startaufstellung – bei 7 Leuten, die spielen, können wir das theoretisch 840 Spieltage durchziehen, ohne uns einmal zu wiederholen…
In der ersten Runde legen Kai und der Stadtschreiber mit zweimal glatt 2:0 in der Hohen Halle in Köln vor, bevor Micha und Xuzhao ihre beiden Matches deutlich knapper mit 2:1 zur 4:0 Pausenführung nach Hause zittern können. Von besonderer Brisanz war dabei Xuzhaos Matchball im zweiten Frame gegen Jörg: mit dem 6er Eisen geht der das Dingen an, fast vier Meter zwischen Weiß und Schwarz, dann das Wasserhindernis überwinden, um danach über einen hinterhältig abschüssigen kleinen Waldweg die Ecktasche in fast 13 Metern Entfernung zu treffen. Knapp vorbei, Frameausgleich, Decider und Nervenflattern… In der echten Welt waren das keine 30 Zentimeter ohne schweren Winkel, und nachdem die Schwatte rausklappert, stürmt der Stadtschreiber mit seinem Zweihänder alles niedermetzelnd quer durch die Halle auf Xuzhao zu und Kai übernimmt alle Überlebenden mit seinem Scharfschützengewehr der Marke O‘Min. Alter, was für ein Ball…
In der zweiten Runde ist es dann aber an Xuzhao, uns den Gesamtsieg zu sichern: durch sein glattes 2:0 gegen Emad sichert uns der junge Chinese das 5:0 und sorgt auf den anderen Plätzen für angenehme Erleichterung. Das ganze alte Pack vom SC Essen tut sich nämlich mit all seiner Erfahrung unglaublich schwer, den Deckel draufzumachen: der Stadtschreiber fegt furios durch den ersten Frame, nach 15 Minuten ist das Dingen durch, bevor die Farben angespielt sind, nur um nachher wieder in den Heulsusen- und Choleriker-Modus zu verfallen und zwei Stunden über die komplette Distanz zu gehen.
Micha fährt mal kurz aber heftig aus seiner Haut, als sein Gegner sich selbst hinter zwei Farben snookert und dann mit 140km/h den ganzen Tisch neu sortiert, was eine sinnvolle Anwendung der Miss-Regel bezüglich der Wiederherstellung der Ausgangssituation natürlich erschwert. Micha regt sich auf, spielt heroisch weiter und foult: „Und ich weiß echt nicht, ob die Weiße da wirklich durchgepasst hätte!“ Ja, und der Kai verkündet unten bei der Zigarette kaltlächelnd, dass er sein Match abgegeben hätte, 1:2.
Nach Kantersieg fühlte sich das irgendwie nicht an, zumal in der Zeit, als wir unten auf den Baumeister warten, die dritte Kölner Mannschaft aus Moers und die zweite aus Dortmund zurückkommt. Vier Matches über die volle Distanz, eins verloren, überhaupt keine zählbaren Breaks, mehr erleichterte als glückliche Gesichter – der Feuerkopf aus München würde jetzt wieder mahnend den Zeigefinger heben, wir nicht. Erfolgreich ist nicht der, der die schönen Spiele gewinnt, sondern der, der auch die schlechten gewinnt. Unser Vorsprung von 5 Punkten auf den Dritten und deren 6 auf den Vierten könnte es uns sogar erlauben, demnächst mal den Kurt und den Kai gemeinsam aufzustellen…
Und dann melden wir uns wieder, an diesem Ort, an dieser Stelle 😉
Volker